Finanzierung ohne Eigenkapital: Wann kommt sie infrage?
Wer hohe Ausgaben hat, dem wird es kaum möglich sein zu sparen. Viel zu sparen. Denn um ein Haus zu bauen bzw. zu kaufen, bedarf es i.d.R. des Einsatzes von Eigenkapital. Mindestens 10% des Kaufpreises werden oft verlangt, besser noch 20% oder mehr.
Umso mehr hat mich eine aktuelle Auswertung des Portals fertighaus.de gewundert, die besagt, dass ganze 22,8% der Immobilienfinanzierungen im Jahr 2017 ohne den Einsatz von Eigenkapital zustandekam! (Nachzulesen hier>>)
Ungeahnte Zusatzkosten: Banken rechnen stets mit mehr!
Kostet ein Haus 200.000 Euro, bedeuten 10% Eigenkapital: 20.000€, die der Käufer aus eigener Tasche zahlen muss.
Was viele nicht wissen: Die Bau- und Kaufnebenkosten finanziert die Bank nicht. Sie müssen ebenfalls vom Käufer getragen werden. Je nach Höhe der Grunderwerbsteuer, der Notarkosten und eventueller Erschließungskosten fallen hier noch einmal mindestens 20.000€ an.
Doch damit hat ist die Kostenspirale noch nicht am Ende angelangt: Ein weiterer Kostenpunkt, den die Bank veranschlagt und den man als Käufer gern unter den Tisch fallen lässt, sind Terrasse, Wege und Umzäunung des Grundstücks. Schließlich sind sie nicht unbedingt notwendig. Man kann sie auch zu einem späteren Zeitpunkt noch errichten.
Die Banken aber zeigen sich unnachgibig. Also verteuert sich das Haus noch einmal um ca. 20.000€!
Fazit: Selbst 20.000€ Eigenkapital reichen folglich nicht aus, um das eigentlich günstige Bauvorhaben zu realisieren.
Ohne Eigenkapital ins Eigenheim: Für wen lohnt es sich?
In einem solchen Fall wäre es schön, wenn man den Weg von Georg Saridakis beschreiten könnte, der seinen Hauskauf gänzlich ohne Bank abgewickelt hat, obwohl er kein Eigenkapital aufweisen konnte.
Oder man findet eine Bank, die den Hauskauf vollfinanziert, also eine Finanzierung ohne Eigenkapital anbietet. Der Kunde muss u.U. nicht einmal die Nebenkosten selbst tragen. Gerade bei einem günstigen Zinssatz sind einige Banken durchaus gewillt, auf dieses Geschäft einzugehen.
Voraussetzung: Der Kunde hat ein hohes Monatseinkommen. Mit einem befristeten Arbeitsvertrag kommt man bei der Bank nicht weit. Auch wenn es nur einen Verdiener in der Familie gibt, läuten bei der Bank die Alarmglocken.
Warum?: Wenn kein Eigenkapital in die Finanzierung miteinfließt, erhöht sich der Zins um einen Risikoaufschlag! Außerdem verlangt die Bank eine höhere Anfangstilgung. Mindestens 3% sollten es schon sein.
Ein hoher Zinssatz und eine hohe Tilgung wiederum bedeuten, dass die monatlichen Raten eine echte Belastung darstellen können. „Ein Haus kaufen zu mietähnlichen Konditionen!“, heißt es immer wieder, um den Hauskauf zu bewerben. Ohne Eigenkapital sind mietähnliche Konditionen jedoch kaum drin.
Übrigens gilt die Faustregel: 40% des monatlichen Nettoeinkommens sollte die Gesamtbelastung durch den Baukredit und anderer Kredite nicht übersteigen!
Fazit: Die Finanzierung ohne Eigenkapital kommt demnach nur für Doppelverdiener mit hohem und sicherem Einkommen in Frage, die darüber hinaus möglichst schuldenfrei sind (z.B. kein Auto abbezahlen müssen).
LG Anne!!!
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- Der Artikel „Schritt für Schritt zur Baufinanzierung“ erläutert detailliert, wie die Baufinanzierung berechnet wird>>
- Banken empfehlen ihren Kunden i.d.R., neben dem Immobilienkredit auch noch einen Bausparvertrag abzuschließen. Dieser soll die niedrigen Zinsen auch in der Anschlussfinanzierung sichern. Macht das Bausparen wirklich Sinn?>>