6 Gründe, warum Tagebuch Schreiben für Kinder & Jugendliche so wertvoll ist

Tagebuch schreiben
Foto von Estée Janssens

Junge Menschen teilen und dokumentieren ihr Leben oftmals weitreichend auf Social-Media-Plattformen. Dabei wird immer häufiger der Vergleich zum Tagebuch schreiben gezogen. Allerdings geht es bei solchen Online-Communities immer um die Außenwahrnehmung. Sinn und Zweck eines Tagebuchs sind jedoch Innenwirkung und Selbsterkenntnis. Wie Kinder und Jugendliche davon profitieren können, erfährst du hier!

Die Vorteile eines Tagebuchs für Kinder und Jugendliche

Getreu dem Motto “Schreiben ist die beste Therapie” können Kinder und Jugendliche durch das Führen eines Tagebuches ihre Gefühle verarbeiten. Dabei profitieren sie außerdem von zahlreichen weiteren Vorteilen. Es ist folglich äußerst sinnvoll, den Nachwuchs zum Schreiben zu motivieren!

1. Aufbewahrung von Erinnerung

Ein Tagebuch fungiert als Ort zur Aufbewahrung von Erinnerungen. Wie bei einem Fotoalbum sammeln Kinder und Jugendliche darin Momentaufnahmen aus ihrem Leben, auf die sie durch das Lesen im Laufe der Zeit immer wieder zurückblicken können.

Die bisherigen Erfahrungen im Detail festzuhalten, kann hinsichtlich der Zukunft sehr hilfreich für junge Menschen sein. Stehen sie vor Herausforderungen, die sie in einer ähnlichen Situation schon einmal erfolgreich gemeistert haben, können sie ihre gesammelten Erinnerungen zur Orientierung heranziehen und so schneller eine Lösung finden.

2. Stress- und Spannungsabbau

Beim Verfassen eines Tagebucheintrags können Kinder und Jugendliche ihren Gedanken freien Lauf lassen. Ihr Fokus liegt dabei allein auf dem Moment, den sie beschreiben. Somit nimmt der Schreibprozess eine entschleunigende Funktion ein.

Außerdem können durch die Privatsphäre, die ein Tagebuch bietet, Überlegungen, Ideen, Erinnerungen oder Meinungen völlig wertfrei zu Papier gebracht und damit einfach rausgelassen werden. Das hilft dabei, den Kopf frei zu bekommen, und baut Stress und Spannungen ab.

3. Emotionale Entlastung

Um in schwierigen Situationen sein emotionales Gleichgewicht zurückzuerlangen, kann es sehr hilfreich sein, negative Gefühle zu benennen und niederzuschreiben. Dadurch kann man diese aktiver wahrnehmen und leichter akzeptieren. Dein Kind erhält so die Chance, herausfordernde Lebenslagen aus einem neuen Blickwinkel zu beurteilen.

Außerdem kann ein Tagebuch positiv zur Emotionsregulierung beitragen. Werden starke negative Gefühle nicht zugelassen, sondern unterdrückt, kann dies zu einer hohen Stressbelastung führen. Werden diese allerdings präzise und differenziert ausformuliert, kann Ihr Kind viel leichter damit umgehen.

4. Persönliche Entwicklung

Junge Menschen sprechen häufig nicht über die Dinge, die sie beschäftigen, weil sie befürchten, nicht verstanden zu werden. Ein Tagebuch bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen oder gar verurteilt zu werden.

Beim Niederschreiben ihrer Erlebnisse durchleben junge Menschen diese erneut und lernen durch eine gewisse Regelmäßigkeit ihre Gefühle und Emotionen besser einzuordnen. Somit ist es ihnen im Laufe der Zeit möglich, sich selbst besser zu verstehen und einschätzen zu können. Dadurch sind sie insgesamt in der Lage, reflektierter zu handeln.

5. Steigerung der Kreativität

Teilt man seine kreativen Ideen, kommt es oft dazu, dass diese bewertet oder gar kritisiert werden. Auch wenn es gut gemeint ist, erstickt derartiges Feedback den kreativen Schaffensprozess oftmals im Keim. Dies kann auch in der Schule der Fall sein.

In einem Tagebuch können Kinder und Jugendliche ihrer Kreativität freien Lauf lassen. So können sie ihren Ideen den nötigen Raum geben, um sie weiter auszubauen und bei Bedarf zu überarbeiten. Dadurch lässt sich kreatives und innovatives Denken ähnlich wie bei einem Muskel trainieren. Gerade die Fähigkeit, lösungsorientiert zu handeln, profitiert davon stark.

6. Förderung geistiger und feinmotorischer Fähigkeiten

Kinder erzählen gerne Geschichten. Schreiben sie diese in ihrem Tagebuch nieder, fördern sie dadurch ihr Erinnerungsvermögen, da sie regelmäßig üben, erlebte Ereignisse in der richtigen Reihenfolge wiederzugeben. Dies wirkt sich positiv auf ihr Lernvermögen aus, da sie sich ähnlich den eigenen Erlebnissen auch den Lernstoff besser merken können.

Laut einer 2019 durchgeführten Studie des VBE und des Schreibmotorik Instituts haben 37% der Kinder an deutschen Grundschulen Schwierigkeiten damit, eine leserliche und flüssige Handschrift auszubilden. An den weiterführenden Schulen in Deutschland kann dieses Problem sogar bei 43% der Schülerinnen und Schüler festgestellt werden.

Die Feinmotorik junger Menschen profitiert stark vom Führen eines Tagebuchs. Durch das regelmäßige Schreiben wird die Fähigkeit, leserlich zu schreiben, beständig trainiert. Dadurch können Beschwerden beim längeren Schreiben vermieden und die Schreibmotorik verbessert werden.

Die richtigen Schreibutensilien

Besondere Schreibutensilien können die Motivation zum Schreiben signifikant steigern. Das beginnt zunächst beim Tagebuch selbst. An sich kann alles als Tagebuch verwendet werden, das Seiten zum Schreiben bietet. Es gibt allerdings auch aufwendig gebundene Bücher, die zum Teil auch mit einem Schloss versehen sind. Erfreut sich dein Kind am Medium selbst, dürfte die Freude am Schreiben ähnlich groß sein.

Große Bedeutung kommt vor allem dem Schreibwerkzeug zu. Es ist sehr wichtig, dass der Stift gut in der Hand liegt. Andernfalls kann es zu Druckstellen an den Fingern kommen. Darüber hinaus sollte der Stift nicht schmieren, um ein schönes Schriftbild zu garantieren. 

Gerade für Kinder eignen sich Füller mit weichen, breiten Federn am besten. Damit fällt das Schreiben vor allem Anfängerinnen und Anfängern ein wenig leichter. Außerdem kann damit perfekt die Handschrift verbessert bzw. trainiert werden. 

Wie kannst du Kinder und Jugendliche beim Schreiben unterstützen?

Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen die nötige Freiheit beim Verfassen eines Tagebuches zu gewähren. Das bedeutet, dass du ihnen die Erlaubnis gibst, ihre eigenen Regeln aufzustellen. So kannst du sie bei ihrem Schreibprozess am besten unterstützen. 

Du solltest unbedingt akzeptieren, dass die Kinder und Jugendlichen selbst entscheiden dürfen, ob jemand ihr Tagebuch lesen darf. Erlaubt dein Kind jemandem Einblick in sein Tagebuch, sollte respektvoll und diskret damit umgegangen werden.

Darüber hinaus sollte den Kindern und Jugendlichen frei stehen, in welcher Sprache sie ihre Tagebucheinträge verfassen, und ob sie groß oder klein, in Schreibschrift oder Blockschrift, in geraden Linien oder quer über das Papier schreiben.

Ebenso sollte der Schreibprozess an sich frei gestaltbar sein. Das heißt, Kinder und Jugendliche sollten selbst entscheiden können, wann sie wo wie viel auf welche Weise schreiben. Gerade Regelmäßigkeit und Schreibmenge sollten nicht vorgegeben werden.

Prinzipiell ist es auch wichtig, deinen Kindern zu vermitteln, dass es beim Tagebuch Schreiben kein Richtig oder Falsch gibt. Also, auch wenn einmal gemalt statt geschrieben wird, ist das natürlich in Ordnung. :)

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