Das Für und Wider des Alleinereisens
Reisen gehört für viele von uns einfach dazu, sei es, um frische Energie zu tanken, neue Erfahrungen zu machen oder dem hiesigen rauen Klima zu entfliehen. Ob du an einen Badesee fährst, der nur ein, zwei Stunden von deinem Wohnort entfernt liegt, oder um die halbe Welt fliegst, das Reisen ist immer ein (kleines oder großes) Abenteuer, das den grauen Alltag vergessen lässt.
Doch gelten die positiven Effekte des Reisens auch dann, wenn man ganz alleine unterwegs ist? Single zu sein, ist schließlich längst kein Randphänomen mehr. Trotzdem stechen einem jene Touristen, die ganz allein am Restauranttisch sitzen, sofort ins Auge. Denn sie sind rar. Ohne Begleitung in den Urlaub zu fahren, scheint kein sonderlich beliebtes Unterfangen zu sein. Lieber verreisen Singles mit anderen Singles gemeinsam – ob mit engen Freunden oder in organisierten Gruppen.
Mit welchen Herausforderungen sind Alleinreisende konfrontiert?
Und wie kann man ihnen begegnen?
1. Allein essen
Allein an einem Tisch im Hotel oder Restaurant sitzen zu müssen, wird von vielen Solo-Reisenden als der absolute Albtraum beschrieben. Dabei besitzen die meisten ein Handy, mit dem sie sich ablenken, chatten oder telefonieren können. Trotzdem haben einige den Eindruck, von den anderen Gästen oder Kellnern schief angesehen zu werden. Meistens trügt dieses Gefühl zwar, denn viele Tischnachbarn sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt – dennoch bleibt ein mulmiges Gefühl.
So löst du das Problem:
Wenn du ungern allein isst, lässt sich dieses Problem glücklicherweise auf vielfältige Art lösen. Du kannst dich zum Beispiel mit Gleichgesinnten zum Essen verabreden. Das funktioniert mittlerweile zum Beispiel per App. Fast in jeder größeren Stadt weltweit findest du solche “Essens-Date-Apps”.
Gänzlich ohne Verabredung kommst du mit Leuten ins Gespräch, wenn du dich an die Bar setzt. Möchtest du hingegen lieber deine Ruhe haben und Geld sparen, kannst du einen Imbiss zu dir nehmen. Streetfood ist oft mindestens genauso lecker wie das Essen im Hotel. Last but not least gibt es in vielen Hotels einen Room-Service, über den du deine Mahlzeiten aufs Zimmer bringen lassen kannst. Ein weiterer Tipp lautet, die Hauptmahlzeit einfach zum Mittag einzunehmen. Dann ist ohnehin viel los und du fällst nicht groß auf, weil auch viele Angestellte allein in die Mittagspause gehen.
2. Allein sein
Es gibt Menschen, die sich kaum etwas Schöneres vorstellen können, als allein zu verreisen: ungestört die Ruhe genießen, keine Kompromisse eingehen müssen, an den eigenen Erfahrungen wachsen und Freundschaften schließen, sind nur einige der vielen Vorzüge, die Solo-Abenteurer gern aufzählen. Andere hingegen fühlen sich bald überfordert, wenn organisatorisch etwas schiefläuft, man sich aber nicht mit jemandem besprechen kann. Wer allein reist, ist schließlich wirklich ganz auf sich allein gestellt. Zudem kann dich ein Gefühl der Einsamkeit oder Langeweile beschleichen, wenn du schöne Erfahrungen nicht mit anderen teilen kannst. Nicht jeder kommt schnell mit Fremden ins Gespräch.
So löst du das Problem:
Ich denke, es ist tatsächlich typabhängig, wie man mit der Einsamkeit umgeht. Wenn du schon zu Hause ungern allein bist, wirst du den Solo-Trip vermutlich nicht sonderlich genießen. Vielleicht hilft dir die Reise aber auch, über dich hinauszuwachsen und ganz neue Seiten an dir zu entdecken? Das Gefühl der Einsamkeit kennt vermutlich jeder Solo-Abenteurer, denn es ist ganz normal. Wichtig ist, es anzunehmen und darauf zu warten, dass es vorübergeht. Und das wird es!
Stresst dich die Einsamkeit allzu sehr, solltest du in Hostels übernachten. Oft finden sich dort Grüppchen Alleinreisender, die dann gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge unternehmen. Auch wenn du kein Freund von Gruppenreisen sein solltest, kannst du an einem organisierten Tagesausflug teilnehmen und so andere Reisende kennen lernen.
3. mangelnde Sicherheit
In der Karibik ist mir zum ersten Mal im Leben bewusst geworden, weshalb Urlauber lieber in ihren Resorts bleiben, als sich das Land anzuschauen: Die Einheimischen können bisweilen ganz schön anstrengend sein. Ständig wird man angehupt oder angemacht. Immer wieder will dir jemand etwas verkaufen – natürlich zu völlig überzogenen Preisen. In anderen Ländern muss man sich damit abfinden, von bettelnden Kindern verfolgt zu werden: Wer alleine reist, hat in solchen Situationen keinerlei Unterstützung und fühlt sich bald wie Freiwild.
Insbesondere Frauen bangen in einigen Urlaubsländern um ihre Sicherheit, was von der Schriftstellerin Alma Karlin eindrücklich in ihrem Buch “Einsame Weltreise” beschrieben wurde. Wenngleich ihr Buch schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, dürften einige der dort geschilderten Übergriffe noch aktuell sein.
So löst du das Problem:
Natürlich solltest du dir bewusst machen, dass nicht alles deiner Kontrolle unterliegt, so gut deine Reiseplanung auch sein mag. Ein Taschendiebstahl passiert auch Leuten, die in Gruppen unterwegs sind. Im Unterschied zu Letzteren können Solo-Abenteurer jedoch keine Mitreisenden um Geld bitten, bis sie wieder an ihr eigenes gelangen. Es gilt also, besonders achtsam mit den persönlichen Wertgegenständen umzugehen! Ggf. kann man auf Alternativen wie Mobile-Payment zurückgreifen. Von den wichtigsten Reisedokumenten und dem Personalausweis sollten zudem Kopien gemacht werden. Sie können außerdem auf einen Cloud-Server hochgeladen werden (z.B. Google Docs), auf den auch unabhängig vom eigenen Smartphone zugegriffen werden kann. Das ist wichtig, falls auch das Smartphone mal verloren geht.
Grundsätzlich sollten gefährliche Reisegebiete und Urlaubsziele mit Reisewarnungen von Frauen gemieden werden, die alleine reisen. Es gibt schließlich genügend Alternativen. Zum Beispiel der gesamte mediterrane Raum – allen voran Mallorca – ist immer eine Reise wert.
4. höhere Ausgaben
Es ist nur ein Wort, das jeden Alleinreisenden erschaudern lässt: „Einzelzimmerzuschlag“. Er wird von Kreuzfahrtgesellschaften, Ferienanlagen und Reiseveranstaltern erhoben, die ihre Tarife auf der Grundlage einer Doppelbelegung berechnen. Was das bedeutet, lässt sich schnell ausrechnen: Alleinreisende zahlen für das gleiche Erlebnis i.d.R. mehr als mitreisende Pärchen oder Familien. Auch das Taxi oder den Mietwagen musst du als Single allein bezahlen, wo sich Paare oder Freunde die Kosten teilen können.
So löst du das Problem:
Schließ dich mit anderen Singles zusammen. Wenn ihr beispielsweise eine große, typisch spanische Finca auf Mallorca mietet und euch den Preis dafür teilt, wohnt ihr unschlagbar günstig, aber sagenhaft schön und authentisch.
Couchsurfing ist ebenfalls eine Option, wenn ihr am Austausch mit Einheimischen interessiert seid. Günstige Zimmer und Ferienwohnungen werden oft privat vermietet und lassen sich über einschlägige Online-Plattformen finden.
Wer Geld sparen und zudem Kontakt mit Gleichgesinnten aufnehmen will, ist in einem Hostel mit Sicherheit gut aufgehoben. Camping wiederum ist eine Möglichkeit, für sich zu bleiben, ohne dass es groß auffällt.
Allein in den Urlaub fahren, ist befreiend und kann dein Leben verändern. Aber es gibt auch Nachteile des Alleinreisens, einer der schwerwiegendsten ist die Einsamkeit. Die kann dich aber auch befallen, wenn du mit jemandem unterwegs bist, mit dem du überhaupt nicht harmonierst. Die Angst vor dem Reiseblues sollte dich also nicht davon abhalten, all die Vorteile zu nutzen, die das Alleinreisen mit sich bringen kann.