Braucht jedes Kind ein eigenes Zimmer?

Nicht immer sind Kinder ein Herz und eine Seele. Foto von Allen Taylor

Alle Eltern, die daran denken, ein Haus zu bauen, eine Immobilie zu kaufen oder neuen Wohnraum zu beziehen: Vonseiten des Kinderschutzbundes heißt es, dass jedes Kind sein eigenes Zimmer haben sollte. Dass Anspruch und Wirklichkeit hier oft auseinanderklaffen, zeigt vor allem die angepannte Wohnungssituation in den Großstädten.

Sicherlich wäre es gut, wenn jeder Sprössling seinen ganz persönlichen Rückzugsort in Wohnung oder Haus hätte, Tatsache ist jedoch, dass bezahlbarer Wohnraum ein knappes Gut geworden ist. Somit verharren viele Familien in Wohnungen, wo sich Geschwister ein Kinderzimmer teilen. Aber ist das denn wirklich so schlimm?

Es grenzt an ein ungeschriebenes Gesetz …

….dass jedes Kind sein eigenes kleines Reich benötigt, doch selbstverständlich ist das nicht. Denn in der Vergangenheit war es üblich, dass ein Zimmer mehrere Kinder beherbergte, und in anderen Kulturkreisen ist das noch immer der Fall. Wird jedem Sprössling ein eigener Raum geboten, in dem die gewünschte 3D-Tapete die Wand schmückt, dann ist das in erster Linie nur eines: Luxus. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass bei einem nicht zu vernachlässigenden Teil der deutschen Eltern schlichtweg nicht die finanziellen Mittel für ein Haus vorhanden sind, in dem mehr als zwei Kinder ihr jeweils eigenes Zimmer beziehen können.

Was spricht dafür und was dagegen?

Tatsächlich ist das Recht auf Privatsphäre in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Somit steht jedem Kind ein Rückzugsort zu. Schließlich brauchen nicht nur Erwachsene hin und wieder ihre Ruhe, sondern auch Kinder.

Doch so ein Rückzugsort muss nicht zwangsläufig bedeuten, dem Kind ein eigenes Zimmer zu versprechen. Privatsphäre lässt sich je nach Familie ganz unterschiedlich realisieren. So kann das Kinderzimmer zum Beispiel mit Trennwänden aus Bücherregalen in verschiedene Zonen geteilt werden. Ich selbst stelle zum Hausaufgabenerledigen gern mal mein Arbeitszimmer zur Verfügung, weil ich es am späten Nachmittag ohnehin nicht mehr brauche.

Die Bedürfnisse variieren teils stark von Familie zu Familie. Deshalb rät der Kinderschutzbund:

Die Möglichkeiten sind so verschieden wie es die Familien sind. Folgende Fragen können dabei helfen, eine individuelle Lösung zu finden: Welche Bedürfnisse haben die einzelnen Familienmitglieder? Wie viel Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten braucht jede*r (oder auch nicht)? Was ist uns als Familie wirklich wichtig? Wo können wir Kompromisse eingehen? Brauchen unsere Kinder z.B. ein eigenes Zimmer oder denken wir das nur, weil es alle anderen so handhaben? (Quelle: dksb)

Nicht zwingend erforderlich ist ein Babyzimmer

Viele richten voller Vorfreude bereits während der Schwangerschaft das Zimmer für das Neugeborene ein. Dabei geht es nicht darum, dass der neue Erdenbürger einen Schlafplatz hat, sondern eher um den Fakt, dass die meisten Paare ihr Schlafzimmer nicht mit Wickelkommode, Babybett und Co. vollstopfen wollen. Gewissermaßen wird durch die Einrichtung des Babyzimmers für Ordnung gesorgt und bietet Eltern und Kind zugleich einen Vorteil. Sollte der Platz für das Kinderzimmer bereits vorgesehen sein, bspw. beim Hausbau, dann bietet sich das selbstverständlich an.

Paare, die in einer 2-Zimmer-Wohnung verweilen, müssen sich jedenfalls keine Sorgen machen, denn in der Regel ist ein Babyzimmer nicht wirklich notwendig. Im Gegenteil, Babys brauchen die körperliche Nähe zu den Eltern – und fordern diese teils lautstark ein.

Die Situation bei Teenagern und Jugendlichen

Anders sieht es bei Kindern ab circa dem 10. Lebensjahr aus. Wenn sie in die Pubertät (Jungen mit ca. 12 Jahren und Mädchen mit rund 10 Jahren) kommen, wünschen sie sich zumeist ein eigenes Zimmer. Oft fühlen sie sich genervt von den kleineren Geschwistern, mit denen sie sich immer häufiger streiten.

Natürlich sollten Kinder und Jugendliche in der Lage sein, Konflikte auszuhalten und Kompromisse auszuhandeln. Je nach Persönlichkeit der Kinder wird dies auch oft genug gelingen. Ist der Altersunterschied zwischen den Geschwistern jedoch sehr groß und/oder die Charaktere der Kinder sehr unterschiedlich, macht es Sinn, jedem Kind ein eigenes Zimmer zuzugestehen. Was man auch nicht vergessen darf: Die Freundschaften verändern sich und der Geschmack der Einrichtung. Da werden neue Tapeten bei Tapeten.com ausgewählt, um die Einhörner oder Bob den Baumeister gegen schicke und moderne Tapeten auszutauschen.

Falls ein Umzug trotzdem nicht drin ist, kann man spätestens jetzt über etwaige Baumaßnahmen nachdenken. So ist es relativ unproblematisch, nachträglich Wände mit Hilfe von Gipskarton einzubauen.

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