Welche Wege führen zum Schulerfolg?

fachabitur vs. abitur: wege zum schulischen erfolg
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Die (Schul-)bildung der eigenen Kinder spielt für Eltern eine große Rolle, denn Bildung entscheidet über Teilhabe und Lebenschancen. Oder sehr viel klarer formuliert vom Soziologen Pierre Bourdieu:

Die Kultur und vielleicht mehr noch die schulischen Abschlüsse stellen eine Form von Kapital dar. Sie sind das Ergebnis einer Investition (sowohl im ökonomischen als auch im psychoanalytischen Sinne), die sich auszahlen muss.

Pierre Bourdieu: Die verborgenen Mechanismen der Macht

Die schulische Auslese beginnt früh

Zudem empfinden viele Mütter und Väter den Erfolg bzw. Misserfolg des eigenen Nachwuchses wie einen persönlichen Sieg bzw. eine Niederlage. Aus der Sicht der Eltern gilt dabei als Erfolg, wenn das Kind eine Empfehlung für den Besuch des Gymnasiums erhält. Denn eine solche zu bekommen, ist nicht selbstverständlich, da das deutsche Schulsystem selektiv vorgeht: LehrerInnen sind dazu angehalten, durch abwertende Beurteilungen die “Schlechten” von den “Guten” zu trennen. Für SchülerInnen mit negativen Urteilen ist es folglich schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, die höchsten Bildungsabschlüsse zu erzielen. Es mag den Kindern vielleicht nicht bewusst sein, ihren Eltern allerdings schon: Die Weichen werden früh gestellt – der Leistungsdruck beginnt schon in der Grundschule.

Lohnt sich ein Studium noch?

Der Wert der Ausbildungszertifikate, das heißt der Berufspositionen, zu denen sie berechtigen, ist heute beträchtlich gesunken auf einem Arbeitsmarkt, auf dem diese Zertifikate und Qualifikationen in einer unendlich viel größeren Zahl angeboten werden.

Pierre Bourdieu: Die verborgenen Mechanismen der Macht

Die Stimmen mehren sich, dass Jahr für Jahr zu viele AkademikerInnen die deutschen Universitäten und Fachhochschulen verließen, denn eine entsprechende Anzahl freier Stellen gäbe es nicht. Da die Arbeitslosenquote unter AkademikerInnen dennoch niedrig ist, bedeutet dies, dass viele von ihnen Jobs annehmen, für die sie eigentlich überqualifiziert sind. 

Zugleich finden AbsolventInnen, die nicht studiert haben, nur noch schwer einen Job. Die steigenden Abiturienten- und Bachelorzahlen haben die Ansprüche der Arbeitgeber in die Höhe getrieben. Wenn fast jeder ein Abitur hat, warum sollen sie dann noch jemanden einstellen, der „nur“ einen Mittleren Schulabschluss vorweisen kann?

Das wiederum setzt Eltern und deren Nachwuchs nochmals unter Druck: Kein Abitur zu machen, stattdessen eine Ausbildung zu absolvieren, hat für viele an Wert verloren. Schließlich sind die Chancen auf einen Arbeitsplatz klein, wenn man gegen AbiturientInnen und AkademikerInnen konkurrieren muss. Gleichzeitig monieren vor allem Handwerksbetriebe keine Auszubildenden mehr zu finden. Es ist ein Dilemma.

Der Weg ist das Ziel: Schul-/Ausbildung mal anders

Was aber rät man nun seinem Nachwuchs? Wie kann man ihm bei der Berufswahl die Ängste vor einer ungewissen Zukunft nehmen? Fachabitur vs. Abitur: Welche Wege führen zum Bildungserfolg?

Tatsächlich ist das Schulsystem durchlässiger geworden als es noch vor einigen Jahrzehnten gewesen ist: So erlangen nicht nur Gymnasiasten das Abitur, sondern auch SchülerInnen der Gesamtschulen (sofern sie sich dafür qualifizieren).

  • Weiterhin besteht die Möglichkeit, nach der Mittleren Reife das Fachabitur zu erwerben (zum Beispiel an einer Fachoberschule oder Berufsoberschule). Gegenüber dem klassischen Abitur hat dies den Vorteil, dass sich die Schüler für eine bestimmte Fachrichtung entscheiden (Gesundheit & Soziales, Gestaltung, Wirtschaft, Technik,…) und darin auch berufspraktische Erfahrungen sammeln. Das Fachabitur berechtigt zum Studium an Fachhochschulen (in Ausnahmefällen auch an Universitäten) und steigert generell die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch ein Duales Studium ist mit dem Fachabitur möglich.

Fachabitur vs. Abitur: Beides berechtigt zum Studium

  • Ein Duales Studium wiederum kann man als Kombination aus Studium und Ausbildung bezeichnen. Genau wie bei einer klassischen Ausbildung bewirbt man sich bei einem Unternehmen um einen Ausbildungsplatz. Erst wenn man diesen sicher hat, meldet man sich bei der Hochschule oder der Berufsakademie an, mit der das Unternehmen kooperiert. Ein Vorteil beim dualen Studium ist, dass man bereits ein geregeltes Einkommen hat – je nach Fachrichtung und Ausbildungsbetrieb 400 Euro und mehr im Monat. Diese Ausbildungsvergütung kann dafür verwendet werden, die Studiengebühren zu bezahlen (einige Unternehmen übernehmen diese zwar zusätzlich, doch leider nicht alle). Außerdem: Für AbsolventInnen ist es unabdingbar, Berufserfahrung zu sammeln. Nicht nur, um sich ein Bild vom späteren Arbeits- und Tätigkeitsfeld zu machen, sondern auch, weil sie im Bewerbungsprozess damit punkten können.
  • Wie heißt es so schön?: Der Lernerfolg steht und fällt mit dem Lehrer/der Lehrerin. Lässt die Lerneinstellung des Kindes zu wünschen übrig, könnte es also am Unterricht selbst liegen. Möglicherweise hilft bereits ein Wechsel der Schule, um das Kind wieder zu motivieren. Bestenfalls recherchieren Eltern bereits vorm Schuleintritt des Kindes das Pädagogische Konzept der Schule. Sogenannte Freie Schulen haben hier oft eine ganz andere Vorgehensweise als Staatliche Schulen. Wichtiger als die Vermittlung von „Stoff“ ist, dass sich die Kinder in der Schule wohlfühlen und gerne lernen. Das wiederum begünstigt den (Lern-)Erfolg.
  • Schon viele Gymnasiasten haben ein Schuljahr im Ausland verbracht, und so manch ein Abiturient plant nach erfolgreichem Abschluss erst einmal einen Aufenthalt im Ausland ein. Dass diese Möglichkeit auch AbsolventInnen mit einem Mittleren Schulabschluss zur Verfügung steht, wissen die wenigsten: Dabei verbessert man im Ausland nicht nur seine Sprachkenntnisse, sondern gewinnt auch interkulturelle Kompetenzen. Daher ist es wichtig zu wissen, dass es auch Stiftungen und Organisationen in Deutschland gibt, die sich explizit an Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss richten, um sie zu ermutigen, sich ebenfalls für ein Austauschjahr zu entscheiden.

Ob Schule, Ausbildung oder Studium: Wie lässt sich das finanzieren?

Schulen in freier Trägerschaft, aber auch Private Hochschulen und einige Ausbildungsakademien erheben Gebühren. Die sind entweder fix oder richten sich nach dem Einkommen der Eltern. Doch selbst wenn die Schul- und Weiterbildung nichts kostet, ja in der Ausbildung sogar ein kleines Gehalt gezahlt wird, reicht dies i.d.R. nicht aus, um den gesamten Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Eltern müssen sich also auf Zusatzkosten einstellen.

Nicht jeder spekuliert (erfolgreich) am Aktienmarkt oder wettet darauf, dass eine Währung im Wert steigt oder sinkt. Denn obwohl der Forex Handel mit hohen Gewinnchancen lockt, ist er mit ebenso großen Risiken verbunden. Empfohlen werden immer wieder in Form von Fonds, aber kaum ein Elternteil kennt sich damit aus. Kein Wunder also, dass viele Eltern lieber klassisch Geld aufs Sparbuch legen, um für den Nachwuchs vorzusorgen. Überdies legen ohnehin nicht einmal die Hälfte aller Eltern Geld für ihre Kinder zurück, wie aus einer Yougov-Umfrage von 2017 unter 1.154 Elternteilen im Auftrag der Swiss Life Deutschland hervorgeht.

Zuschuss zum Schulgeld

Eltern können das gezahlte Schulgeld in der Steuererklärung als Sonderausgaben verrechnen. Das Finanzamt akzeptiert 30 Prozent der Kosten, maximal 5000 Euro. Bedingung: Es muss sich um eine Schule handeln, die zu einem allgemein bildenden Schul-, Jahrgangs- oder Berufsabschluss führt.

Um das Schulgeld als Sonderausgabe geltend machen zu können, musst Du Anspruch auf einen Kinderfreibetrag oder Kindergeld haben. Bei Familien mit mehreren Kindern gilt der Höchstbetrag von 5.000 Euro für jedes Kind und je Elternpaar einmal.

Staatliche Förderungen

Nun, immerhin kann der Nachwuchs noch auf das Kindergeld setzen: Bis zum 18. Lebensjahr wird von der Familienkasse das Kindergeld an die Eltern gezahlt. Darüber hinaus besteht ein Anspruch auf Kindergeld, wenn sich das Kind in der ersten Berufsausbildung befindet. Ein Anspruch auf Zahlung besteht bis zum Ende der Ausbildung.

Eine weitere Form staatlicher Förderung stellt das BAföG dar, das nicht nur StudentInnen erhalten, sondern auch SchülerInnen und Azubis, wenn sie nicht mehr bei den Eltern leben. Ein Schüler-BAföG muss nach Abschluss der schulischen Ausbildung nicht zurückerstattet werden, wie das zum Beispiel bei einem Studium der Fall ist. Bis auf einige Ausnahmen ist die Studienfinanzierung durch BAföG vom Einkommen der Eltern abhängig.

Bildungskredit

Der Begriff „Bildungskredit“ ist nicht ganz klar definiert. So findet man auch den Begriff „Studienkredit“, bei dem es sich um ein Darlehen handelt, welches für die Ausbildung bzw. das Studium aufnehmen lässt. Es wird entweder über die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW, gewährt und kann zusätzlich zum BAföG beantragt werden. Oder man beantragt einen Privaten Bildungskredit, der von privaten Banken oder Sparkassen angeboten wird.
Die Förderung ist vollkommen unabhängig vom Gehalt oder Vermögen der Eltern. Die monatlichen Raten liegen bei 100, 200 oder 300 Euro. Das maximale Kreditvolumen beträgt 7.200 Euro und kann über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren ausgezahlt werden.


Der Weg zum Schul- bzw. Bildungserfolg muss nicht schnurgerade sein. Im Gegenteil, oft sind es die verschlungenen Pfade, die echte Lebenserfahrungen überhaupt erst ermöglichen. So sammeln Jugendliche, die erst über eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung oder das Fachabitur zum Studium wechseln zum Beispiel eine weitaus größere Anzahl von Einblicken in die verschiedensten Arbeitsbereiche als es Gymnasiasten möglich ist. Das wiederum hilft dabei, sich selbst und seine Talente zu entdecken – was bestenfalls den Weg zur Berufung ebnet.

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