Wenn der Staat Geburtshelfer spielt
Familienförderung wegen demografischen Wandels
„Die Gesellschaft wird immer älter.“ Dieser Satz ist nicht neu, seine Botschaft ebenso wenig: Während die Menschen in Deutschland immer älter werden, werden immer weniger Kinder geboren. Das nennt man demografischen Wandel. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wird auf staatlicher Ebene an passenden Lösungsansätzen und Konzepten gebastelt, um diesen unaufhaltsamen Prozess abzufangen.
Wie der demografische Wandels zum Problem wird
Dass die Gesellschaft immer älter wird, zieht natürlich Verwerfungen nach sich. Welches Ausmaß diese haben, hat die Bosch Stiftung in einem Kommissionsbericht und in einer umfassenden Broschüre eingehend vorstellt. Hier heißt es, dass der demographische Wandel nicht nur die Familie betrifft, sondern alle Sicherheitssysteme in der Arbeitswelt und in der Wirtschaft sowie die Raumplanung, die Bildung und die Integration.
Aber was heißt das konkret?
Nehmen wir den Arbeitsmarkt als Beispiel, wird deutlich, wie dem demografischen Wandel dank familienpolitischer Maßnahmen entgegengewirkt werden soll:
Bis 2016 wird die Zahl der Erwerbspersonen voraussichtlich um fast ein Drittel sinken. Es wird also nicht mehr genug Arbeitskräfte geben, um die Wirtschaft in Schwung zu halten. Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze soll deshalb wieder mehr Mütter auf den Arbeitsmarkt spülen.
Humankapital: Eltern sind ökonomisch interessante Größen
Dies ist nur eine Maßnahme von vielen. Ich habe diese herausgegriffen, weil sie schon heute spürbar ist und immer wieder thematisiert wird. Wahrscheinlich dachten Mütter und Väter, es ginge hierbei allein um ihr Wohl, dabei hatte die Politik Größeres im Sinn ;) Eltern sind ökonomisch interessant – ihre Kinder sowieso.
Aber auch auf unternehmerischer Ebene ist der demographische Wandel ein Thema. Setzt sich der Betriebsrat in Seminaren, Projekten und Diskussionen mit altersgerechtem Arbeiten auseinander, vereinfacht dies den jeweiligen Übergang zwischen den Erwerbsphasen. Mutterschutz, Pflege und Elternzeit spielen eine ebenso entscheidende Rolle wie der Ruhestand.
Der Stellenwert der Familie in der Gesellschaft
Zunächst einmal wirkt sich der Geburtenrückgang nachhaltig auf die gesellschaftlichen Strukturen aus. Das ruft vor allen Dingen die Familienpolitik auf den Plan, die Bereitschaft jüngerer Eltern zu mehreren Kindern in einer Familie zu wecken. Schließlich sind Kinder zukünftige Arbeitskräfte, Steuerzahler – und vor allem Rentenbeitragszahler!
Heute jedoch schieben Erwachsene die Familienplanung auf, dabei ist in den alten Bundesländern die Kinderlosigkeit sogar verbreiteter. Die Gründe dafür sind vielfältig: Oftmals trauen sich Paare die finanzielle Belastung nicht zu. Andere fühlen sich über weite Strecken zu jung für Kinder. Viele haben einfach andere (berufliche) Pläne, die die Gründung einer Familie nicht zulassen. Nicht unerheblich ist auch die Tatsache, dass man einen zuverlässigen Partner/eine Partnerin braucht, um Kinder großzuziehen!
Zwar ging die Scheidungsquote 2015 leicht zurück, lag aber immer noch bei knapp 41%. Derlei Statistiken verbreiten nicht den Eindruck, dass das Familienleben glückt. Instabile Familienverhältnisse wiederum belasten Kinder. Also lieber verzichten?
Gewollte Kinderlosigkeit: Was spricht gegen die Familienplanung?
Dieses Zitat, das ich einer Broschüre der Bosch-Stiftung (siehe oben) entnommen habe, sagt so ziemlich alles. Hier wird die ganze Tragweite des Problems sinkender Geburtenraten so deutlich wie kaum sonst irgendwo. Es liegt gar nicht am Geld…!
Die Familienpolitik will gegen das Geburtendefizit mit verbesserten Rahmenbedingungen für Familien antreten: Mehr Kitas und längere Betreuungszeiten, steigende Kindergelder, Steuervergünstigungen und so weiter. Dabei gestaltet sich dieser Weg als ein Kampf gegen Windmühlen. Denn:
Obwohl es immer heißt, dass sich die meisten Männer und Frauen aus finanziellen Gründen gegen Kinder entscheiden, liegt es auf der Hand, dass andere Gründe hier schwerer wiegen: Berufliche Pläne, die gemeinsamen Interessen, Freiräume, Nerven, Kraft und Energie – sowie der Umstand, dass Kinder dank entsprechender Verhütungsmittel überhaupt geplant werden können.
Eine Familie zu gründen, ist nur noch ein Lebensweg von vielen. Um ihr Glück zu finden, haben Männer und Frauen mittlerweile zahlreiche Alternativen.
Was meinst du: Macht es Sinn, dass der Staat in die Familieplanung eingreift? Oder hängt die Familienplanung nicht viel mehr von persönlichen Interessen ab?
Ich freue mich auf dein Feedback!!!
LG Anne