Streit, Wut und Tränen: Wie Verlieren die Sozialkompetenz fördert
Wenn Spiele, dann nur noch digital? -Von wegen!
Selbst Kinder kann man noch für Spieleabende begeistern. In einer größeren Gruppe zusammen – oder gegeneinander – zu spielen, ist eben lustiger als allein vorm Handy zu sitzen. Oder doch nicht?: Dass Kinder einfach nicht verlieren können, ist schließlich ein Grund für teils heftige Wutausbrüche…
Spiele für den Seelenfrieden
Klassiker wie Memory legen zumeist schon in jungen Jahren den Grundstein für diverse weitere Gesellschaftsspiele. Dabei birgt Memory zwei riesige Vorteil in sich: Während die Eltern Hirnjogging betreiben, gewinnt das Kind trotzdem meistens (Mama und Papa müssen also nicht absichtlich verlieren…).
Auch Kartenspiele wie UNO oder Mau Mau werden schon von kleinen Kindern verstanden und kommen erfahrungsgemäß gut an. Denn obwohl die Spieler gegeneinander spielen, hält sich die Trauer in Grenzen, wenn das Kind verliert. Vielleicht weil es erkennt, dass das Glück hier eine tragende Rolle spielt – nicht so sehr Können oder eben Unvermögen. Ausnahmen gibt es aber auch: Schafkopf oder Poker sind einfach noch zu schwierig für Kinder. Zudem birgt Poker ein finanzielles Risiko.
Kind, ärgere dich nicht!
Es gibt jedoch auch Gesellschaftsspiele, in denen die Spieler bewusst gegeneinander vorgehen können, um dem Gegner zumindest auf dem Spielfeld das Leben schwer zu machen. Kaum eines davon zieht die Stimmung derart herunter wie „Mensch ärgere dich nicht“ (allein der Name ist zynisch). Zugegeben, ich bin als Kind regelmäßig in Tränen ausgebrochen, wenn ich – natürlich kurz vorm Ziel – mal wieder rausgeworfen wurde. Mittlerweile bin ich erwachsen und schlucke meinen Ärger herunter. Dafür fliegen nun bei meinen Kindern die Fetzen. Ein Grund, weshalb wir „Mensch ärgere dich nicht“ in die hinterste Schrankecke verbannt haben und stattdessen fast nur noch auf kooperative Spiele setzen.
Verlieren schult die Sozialkompetenz
Mit unserer Vermeidungsstrategie ersparen wir uns das Geschrei – verhindern aber auch, dass unsere Kinder die Erfahrung machen, zu verlieren. Diese soll angeblich die Sozialkompetenz schulen: Nur wer verliert, lernt mit Niederlagen umzugehen. Am Vorbild der anderen Mitspieler, die ja auch nicht immer gewinnen, lernt das Kind: Das Leben geht weiter – und das nächste Mal gewinne (vielleicht) ich!
Dass es frustrierend sein kann, zu verlieren (vor allem, wenn es öfter passiert), weiß man auch als Erwachsener. Schließlich zeigt man vollen Einsatz und hat zumindest den Willen zum Sieg. Deshalb kann man dem Kind ruhig zugestehen, sich zu ärgern, statt es andauernd zu ermahnen, ein „guter Verlierer“ zu sein.
Was hilft gegen Frust im Spiel?
- Aggressionen nicht verbieten, sondern besonnen reagieren: Dem Kind also sagen, dass es okay ist, wenn es sich ärgert – dass es jedoch ebenfalls völlig normal ist, zu verlieren. Glück gehört schließlich auch dazu. Haben sich alle Spieler an die Regeln gehalten und sich fair verhalten, kann man dem Gewinner den Sieg auch gönnen.
- Kleinkinder darf man ruhig mal gewinnen lassen, damit sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sieg und Niederlage verspüren.
- Teams bilden, denn zusammen verliert es sich leichter.
- Auf kooperative Spiele setzen, so dass die Spieler nicht gegen-, sondern miteinander spielen. Das schult außerdem den Teamgeist!
So ein Spieleabend kann wirklich lustig sein, mitunter jedoch im Streit enden. Na, immerhin schulen Eltern die sozialen Kompetenzen ihrer Kinder. Und wenn es nur um die Erkenntnis geht, dass man nicht ständig gewinnen kann im Leben. Manchmal ist ein anderer eben besser als man selbst – oder hat ein glücklicheres Händchen.
LG Anne!!!