Beckenboden: Warum er so wichtig ist…
…und wie du ihn stärkst
Laut einer Umfrage, an der mehr als 2000 amerikanische Mütter teilnahmen, betrachten 7 von 10 Müttern die Erholung nach der Geburt eines Kindes als eine der schwierigsten Herausforderungen in ihrem Leben. Neben der oft anstrengenden emotionalen Umstellung ist auch die körperliche Genesung nicht einfach: 66 % der befragten Mütter leiden an einer Verschlechterung ihrer Beckenbodenmuskulatur.
Drei von fünf jungen Müttern gaben sogar an, dass sie nach der Geburt ihres Kindes an Inkontinenz litten.
Beckenboden: Aufbau & Funktion
Den Beckenboden kann man mit einer „Schlinge“ aus Muskeln vergleichen, eine Art kleine Muskelhängematte, die zwischen dem Schambein vorne und dem Steißbein hinten verläuft. Der Beckenboden einer Frau stützt die Gebärmutter, die Blase und den Dickdarm.
Wenn eine schwangere Frau über neun Monate lang ein wachsendes Baby in ihrem Bauch trägt, dazu eine größer werdende Plazenta, Fruchtwasser und alles, was eben dazugehört, drückt dieses zusätzliche Gewicht auf ihren Beckenboden. Kein Wunder also, dass dieser durch die Mehrbelastung ausleihern kann. Nach der Entbindung fällt es deshalb vielen Frauen schwerer, ihren Harndrang zu kontrollieren.
Die ein oder andere junge Mutter glaubt vielleicht, dass sich derartige Probleme mit der Zeit von selbst lösen. In der Regel bessern sich die Beschwerden jedoch nicht ohne eigenes Zutun. Der Beckenboden bedarf eines Trainings, um wieder in Form zu kommen. Es handelt sich schließlich um einen Muskel.
Weshalb Rückbildungsgymnastik wichtig ist
Um den Beckenboden zu trainieren, wird jungen Müttern empfohlen, Kurse zur Rückbildungsgymnastik zu absolvieren. Deutschland ist übrigens eines der wenigen Länder auf der Welt, in denen die Gebühren für derartige Kurse von der Krankenkasse übernommen werden. Oft finden die Gymnastikkurse in Hebammenpraxen statt, wo im Nebenraum für die Babys gesorgt wird, während ihre Mütter Sport treiben. Für Sportmuffel gibt es also keine Ausrede ;)
Das Training lohnt sich. Denn selbst wenn junge Mütter nicht gleich nach der Entbindung an Inkontinenz leiden, so steigt die Gefahr, im späteren Leben doch eine „schwache Blase“ zu entwickeln, wenn sie nichts für ihren Beckenboden tun. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer dauerhaften Gebärmuttersenkung. Ob beim Husten, Niesen oder Lachen, stets wird unfreiwillig Urin abgegeben.
So einfach trainierst du den Beckenboden
Gestärkt wird der Beckenboden eigentlich durch jede Form von Sport (außer Sportarten, bei denen man viel springt). Es gibt jedoch spezielle Beckenbodenübungen, die auch unter dem Namen Kegel-Übungen bekannt sind (benannt nach dem amerikanischen Gynäkologen Arnold Kegel). Diese Übungen sind absolut alltagstauglich. Du benötigst weder besondere Sportsachen, noch Equipment.
Eine der simpelsten Übungen gestaltet sich wie folgt:
Schnapp dir einen Stuhl und setze dich darauf. Spanne im Sitzen deine Beckenbodenmuskulatur bewusst an, als würdest du eine Orange zwischen deinen Oberschenkeln zerquetschen wollen. Halte die Spannung für 2-3 Sekunden und löse sie dann. Wiederhole die Übung für 3 Runden à 10 Wiederholungen. Je öfter du diese Übung durchführst, desto länger kannst du die Spannung halten. Vielleicht schaffst du es am Ende sogar 10 Sekunden lang. Allerdings ist Regelmäßigkeit beim Beckenboden wichtiger, als sich zu sehr anzustrengen.
Übrigens: Vergiss nicht, zwischendurch zu atmen und zu entspannen!
Und: Sex bietet sich ebenfalls als Workout für den Beckenboden an. Je öfter du Geschlechtsverkehr hast, desto stärker wird dein Beckenboden. Umgekehrt sorgt eine trainierte Beckenbodenmuskulatur für intensivere Orgasmen. Warum? -Die Empfindsamkeit der Nerven in Scheide und Beckenboden wird durch die Übungen erhöht.
Inkontinenz betrifft jede(n)
Blasenprobleme treten nicht nur bei Frauen auf, die Kinder zur Welt gebracht haben. Nach der Menopause müssen sich alle Frauen auf hormonelle Veränderungen einstellen. Dadurch kann der Beckenboden sowie das umliegende Bindegewebe geschwächt werden. Das wiederum kann Blasenprobleme verursachen bis hin zur Inkontinenz.
Ja, selbst Kinder sind betroffen. Bettnässen ist leider keine Seltenheit. Glücklicherweise ist es mittlerweile relativ einfach, Betroffenen zu helfen. Unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Bettnäss-Alarm Training – zum Beispiel in Form einer Klingelhose – die beste Methode gegen das Bettnässen ist. So wurden Sensorhosen für Jungen und Mädchen (auch Erwachsene) entwickelt, die dank Alarm für ein besseres Timing sorgen. Die Kosten für die Klingelhose auf Rezept werden sogar von der Krankenkasse übernommen.
Ein geschwächter Beckenboden kann in jedem Alter auftreten. Selbst Männer leiden mitunter an Beckenbodenproblemen. Wie oben beschrieben, lassen sich diese Probleme jedoch relativ einfach in den Griff bekommen. Hierfür ist lediglich Eigeninitiative gefragt.
LG Anne!!!